Ein zunehmend untrennbares Paar: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Der Digitalisierung gehört die Zukunft – immer mehr Daten werden (digital) erhoben, digitalisiert und digital verarbeitet. Dieser globale Trend ist nicht mehr aufzuhalten. Um der Datenflut auf sinnvolle Weise Herr zu werden und die bereits heute gigantischen Datensammlungen (Big Data) zu verwalten, zu verarbeiten und produktiv zu nutzen, ist Künstliche Intelligenz unabdingbar.

Das spiegelt sich nicht zuletzt in der Literatur über das digitale Doppel wider: Bei der Suche nach „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz“ per Online-Suchmaschine erwarten Sie Dutzende Publikationen, die sich mit diesem Paar auseinandersetzen und dessen Einflüsse, Auswirkungen und Potenziale auf unterschiedliche Arbeits- und Lebensbereiche beleuchten.

So werden Chancen für die Optimierung von Produktionsprozessen (Industrie 4.0) ebenso diskutiert wie Einflüsse auf Kommunikation und Kunst. Die Buchautoren haben die Optimierung der Kooperation von Menschen im Blick,ebenso wie die Perfektionierung der Robotik, Chancen und Risiken im Supply-Chain-Management und die Regulierung von Finanzdienstleistungen.

Doch damit nicht genug: Die Auswirkungen auf Arbeitsrecht und Recruiting, ethische Herausforderungen oder gar der Einfluss von KI auf die Jahresabschlussprüfung von Wirtschaftsprüfern werden ebenfalls thematisiert. Zweifellos kann diese Liste der Einflussnahme von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf Arbeits- und Privatleben viel weiter fortgeführt werden.

Alleine die aktuelle Themenvielfalt lässt vermuten, dass die Einflussnahme dieses digitalen Duos auf alle menschlichen Lebensbereiche immens ist und in Zukunft noch viel weitreichender sein wird.

Welche Auswirkungen werden die aktuellen Innovationen wie ChatGPT auf Suchmaschinen oder Verzeichnismedien haben?

Das ist eine spannende Frage, die letztendlich vom Nutzerverhalten am digitalen Markt entschieden wird. Damit einher geht die Fragestellung, ob herkömmliches SEO überhaupt noch notwendig sein wird. Auch hier werden die User entscheiden, welche Art von Anfragen sie in den Webinterfaces der Suchmaschinen am liebsten platzieren werden.

Im Moment ist jedenfalls noch nichts entschieden. Der Komfort, mit einem Long Tail-Keyword wie „schnellster zuverlässiger Schlüsseldienst Berlin“ zielführende Resultate zu erhalten, ist verlockend. Der Nutzer muss nicht erst einen ganzen langen Satz formulieren: „Ich suche einen Schlüsseldienst in Berlin, weil mein Haustürschlüssel im Schloss abgebrochen ist.“

Sicher, der Satz ist bewusst gewählt, aber wenn Sie im Internet nur ungern viele Daten über sich preisgeben, werden Sie wahrscheinlich die schnell formulierte Keywordphrase dem langen Satz vorziehen, der doch sehr viel über Ihr Leben verrät.

Vielleicht findet die analysierende KI anhand des ganzen Satzes den für Sie am besten geeigneten Schlüsseldienst, aber viele Nutzer werden es sich aber zweimal überlegen, ob sie einer KI, die in einem anonymen Rechenzentrum arbeitet, so viele Hintergrundinformationen anvertrauen. Bereits das „mein“ und der abgebrochene Schlüssel sind wertvolle Daten, die für viele Anbieter von Dienstleistungen und Waren schon seit vielen Jahren als attraktive Währung gelten.

Daher könnte es sein, dass ChatGPT und Co. den bisherigen Suchanbietermarkt lediglich erweitern und nicht vollständig abschaffen werden. Wie auch immer –  Die Entscheidung über diese Entwicklung wird in den kommenden Monaten und Jahren die große Masse der Nutzer mit ihrem bevorzugten Suchverhalten treffen.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz – die allseits geschätzten Vorteile dieser Liaison

Sobald Daten digitalisiert, beziehungsweise von Anfang an digital erhoben werden, ist der Weg frei für eine Bearbeitung durch KI-Systeme unterschiedlichster Art. Diese Möglichkeit ist umso wichtiger, denn ein großer Datenumfang (Big Data) kann eine Auswertung durch menschliche Akteure gewissermaßen unmöglich machen.

Genau an diesem Punkt kommt KI ins Spiel. Künstliche Intelligenz-Systeme sind in der Lage, menschlichen Analysten maßgeschneidert zuzuarbeiten, Daten zielführend zu kategorisieren oder gar Prognosen zu erstellen, deren Zuverlässigkeit ein bisher ungekanntes Maß an Präzision mit sich bringt. Bitte denken Sie aber daran: Das gilt nur, sofern ein KI-System wirklich gut programmiert und trainiert wurde. Zudem müssen dabei Transparenzkriterien (Transparente KI) eingehalten worden sein, damit etwaige Fehlberechnungen nachvollzogen und korrigiert werden können. Dann allerdings ist das Potenzial groß.

Wir hatten ja bereits Bereiche angesprochen wie

  • Kommunikation
  • Industrie 4.0
  • Robotik
  • Online-Suche und Online-Anwendungen unterschiedlichster Art
  • Optimierung des Supply-Chain-Managements
  • Regulierung von Finanzdienstleistungen
  • Arbeit 4.0
  • optimiertes, anonymisiertes Recruiting
  • Unterstützung bei der Wirtschaftsprüfung
  • neue künstlerische Ausdrucksformen

Welche Vorteile sind es nun im Einzelnen, welche sich die Verantwortlichen in unterschiedlichsten Bereichen vom Einsatz Künstlicher Intelligenz-Systeme versprechen?

  • Die Minimierung von Risiken:
    • Logistik: Verhaltensmuster von Lagerarbeitern und Routen von Maschinen werden analysiert und potenzielle Gefahren schon im Vorfeld gebannt.
    • Finanzsektor: Problematische Konstellationen bei Finanzprodukten und Investments werden erkannt und proaktiv behoben.
  • Finanzielle Vorteile:
    • Beispielsweise durch Ablauf- und Prozessoptimierungen sowie durch weitestgehende Prozessautomatisierungen.
      • Diese profitablen Prozessautomatisierungen sowie Ablauf- und Prozessoptimierungen bleiben natürlich nicht nur auf Fabriken der Industrie 4.0 beschränkt, sondern beziehen sich auch auf Lieferketten oder Prozessoptimierungen in Unternehmen generell. Geringe Lagerhaltung, Zeiteinsparungen, bedarfsgerechte Materialbestellungen und besonders effektiv eingesetzte Mitarbeiter an den sinnvollsten Einsatzorten sind nur einige der dadurch entstehenden Vorteile.
  • Personalisiertes Marketing:

Die maßgeschneiderte Analyse von Kundendaten, Verhaltensmustern und Interessen, um optimal auf Kundenwünsche eingehen zu können.

  • Zuverlässige Prognosen unterschiedlichster Art:

Etwa Prognosen darüber, wie gefragt bestimmte Produkte sein könnten oderbeispielsweise Prognosen im Finanzsektor, welche die Bonität von Kunden (Firmen oder Einzelpersonen) für die Zukunft effektiv einzuschätzen helfen.

  • Die besonders schnelle Text- und Bildproduktion (ChatGPT/ Midjourney)

Welche Vorteile sieht die Politik in Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz?

In diesem Zusammenhang ist eine Webseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung besonders aufschlussreich, die sich personalisierter Medizin und der zukunftsweisenden Verbesserung der Krankenversorgung widmet. Es ist also ein datensensibler und – da es um die Gesundheit von Menschen geht – ein kritischer Einsatzbereich für Künstliche Intelligenz. Der Artikel des Ministeriums liest sich stellenweise nahezu euphorisch, man möchte der europäische „Vorreiter bei der Einführung digitaler Innovationen in das Gesundheitssystem werden“. Allerdings wird nicht verheimlicht, dass dies im Moment ausschließlich eine Zukunftsvision ist. Die verantwortlichen Politiker haben erkannt, dass „intelligente Programme […] medizinische Bilddaten sehr zuverlässig [analysieren] und Ärzte bei der Diagnose und Therapieplanung [unterstützen].“

Die Technologie mit leistungsstarken KI-Systemen ist also vorhanden, ihr Einsatz sinnvoll und hilfreich,dennoch kann es nicht aus dem Stand vorwärtsgehen. Wieso eigentlich nicht, möchten wir an dieser Stelle fragen?

Nun ja, Künstliche Intelligenz kann ohne ein ausreichend großes Maß an Digitalisierung nur wenig weiterhelfen. Ohne hochwertige und für die Auswertung nutzbare Daten gibt es für die Algorithmen nicht viel zu tun. Die Politik steuert mit ihren aktuellen Bemühungen aktiv dagegen. Damit die Vorreiterrolle eingenommen werden kann, führt kein Weg an der Nutzung von Big Data vorbei: „In Berlin und in Dresden wurden dafür Big-Data-Zentren etabliert, die durch das Deutsche Netzwerk für Bioinformatik (de.NBI) komplementiert werden.“

Da dieses durchaus lobenswerte avantgardistische Voranschreiten jedoch in einem besonders sensiblen Bereich stattfindet, ist man sich auch der Risiken bewusst, die der Einsatz von intensiver Digitalisierung in Zusammenwirken mit Künstlicher Intelligenz mit sich bringt. So heißt es auf der Webseite etwa, dass diese Entwicklung umsichtig gestaltet werden müsse, da Gesundheitsdaten sensibel und besonders schützenswert seien. Auch wären Datenschutz und Datensicherheit in der Medizin von herausragender Bedeutung. Das würde eine breit angelegte Diskussion über digitale Gesundheitsinnovationen erfordern.

Danach kommt der eigentliche Punkt, auf den es ankommt: Es ist ein Akt der bewussten Entscheidung, wie mit digitalisierten Daten umgegangen und wie KI eingesetzt wird. Das Ministerium formuliert es so: „Akteure aus Forschung, Versorgung und Gesellschaft müssten sich auf ethische und rechtliche Standards einigen. Dieser offen geführte Diskurs müsse wissenschaftlich begleitet werden.“

Das ist sicherlich richtig. Wir möchten an dieser Stelle jedoch noch ergänzen, dass eine solche offene Diskussion nicht nur einzelne „Akteure der Gesellschaft“ einbeziehen sollte, sondern die Mehrheit der Gesellschaft. Warum?

Wir hatten ja im Abschnitt „Welche Auswirkungen werden die aktuellen Innovationen wie ChatGPT auf Suchmaschinen oder Verzeichnismedien haben?“ darauf hingewiesen, dass es die Nutzer entscheiden werden, ob die herkömmlichen SEO-Standards neben den neuen Möglichkeiten von ChatGPT und Co. bestehen werden oder nicht. Und genauso verhält es sich auch in sensiblen Bereichen. Ein Beispiel:

Zu den dargestellten zentralen Themen auf der Ministeriums-Webseite zählt die „elektronische Patientenakte“. Damit Big Data genutzt werden kann und Patientendaten mit vorhandenen Datensätzen abgeglichen werden können, ist der uneingeschränkte Zugriff auf die Patientendaten – wir formulieren es bewusst zurückhaltend – von Vorteil. Allerdings dürfte es unwahrscheinlich sein, dassalle Patienten damit einverstanden sind, dass ihre Daten mit einem großen Datenpool abgeglichen und datentechnisch intensiv verarbeitet werden. Eine breite gesellschaftliche Diskussion über den Einsatz von Digitalisierung und KI im Gesundheitsbereich erscheint also sinnvoller, als eine schleichende Nutzung dieser Technologie in der Hoffnung, dass sich Patienten nicht so genau informieren würden. Eine Analogie aus einem anderen Bereich verdeutlicht das Dilemma eines nahezu grenzenlosen Potenzials, das aus verschiedenen Gründen nicht wirklich effektiv genutzt werden kann:

Stellen Sie sich vor, dass Sie etliche Cookies in Ihre Webseite implementiert haben, um über alles bestmöglich orientiert zu sein.Nur was nützt Ihnen der ganze technische Fortschritt, wenn kaum ein User in die Nutzung der nicht technisch notwendigen Cookies einwilligt?

Fazit:

Wir fassen zusammen, dass Digitalisierung mit Big Data und der damit verbundene Einsatz von Künstlicher Intelligenz ein überwältigendes Potenzial birgt, das kaum überschätzt werden kann.

Wichtig bei dem Einsatz von Künstlicher ist die bewusste Entscheidung für Transparente KI, denn nur so lassen sich die digitalen Entscheidungen der zugrundeliegenden Algorithmen nachvollziehen und Fehler beheben. Zudem wird ein System, dessen Entscheidungen überprüfbar, hilfreich und effektiv sind, von Nutzern beziehungsweise Betroffenen sicherlich besser angenommen als ein System, das absolut intransparente Entscheidungen fällt und dessen Datengrundlage im Verborgenen bleibt.

Allerdings möchten wir noch einmal betonen, dass Technologien von großem Nutzwert und größtem Potenzial nicht selten auch große Gefahren bergen: Datenmissbrauch, Manipulationen und Zugriffsrechte sollten daher effektiv eingegrenzt werden. Wodurch? Natürlich durch verlässliche Rahmenbedingungen der Politik, die für Wirtschaft, Forschung oder auch Medizin gut tragbar sind und wirklich effektive Schutzmechanismen ermöglichen. Und das ist auch dringend nötig, schließlich haben wir das Beispiel aus dem medizinischen Bereich nicht grundlos herangezogen. Je weiter Potenzial und Digitalisierung voranschreiten, desto größer wird die Vulnerabilität der Systeme.

Daher sollten Sie sich stets für digitale Lösungen mit Finesse und zukunftsfähiger Sicherheitstechnik entscheiden. Denn auch die kritische Infrastruktur ist vor Hackangriffen keinesfalls sicher. Beispiele sind etwa Krankenhäuser in Wolfenbüttel, Lippe, Neuss und Rheinland-Pfalz. Auch Krankenkassen und das Rote Kreuz können Ziele sein. Attacken – bereits im Jahr 2017 – auf das britische Gesundheitssystem und (Firmen-)Ziele in 74 Ländern der Welt zeigen, dass große Potenziale ganz schnell ihren Reiz verlieren, wenn nichts mehr geht.

Die Potenziale von

  • Digitalisierung, damit einhergehenden
  • Big Data-Sammlungen und der für den Einsatz von
  • Künstlicher Intelligenz erforderlichen
  • Vernetzung

sind fraglos gewaltig. Ebenso gewaltig können jedoch die Risiken sein. Allerdings kommen die Risiken nicht einfach so von selbst – sie sind ein Akt der bewussten Entscheidung für ein Risiko oder dokumentieren eben das Unterlassen von Schutzmaßnahmen. Alles hängt davon ab, wie sicher Sie IT beziehungsweise Hardware, Software und Netzwerke gestalten.

Neben der von uns angesprochenen

  • Transparenz bei der KI-Programmierung

sollte also das Thema

  • Sicherheit im Bereich Netzwerke, Digitalisierung und Big Data

äußerst ernst genommen werden. Warum dem so ist, dürfte spätestens augenfällig sein, wenn Sie den Verlinkungen zu den Berichten über die Hackerangriffe gefolgt sind.

Wir haben in diesem Artikel auf die Nennung des militärischen Bereiches verzichtet, in dem Digitalisierung und Künstliche Intelligenz weltweit besonders weit fortgeschritten sind. Ihre Entwicklung dort nimmt zudem gewissermaßen immer mehr Fahrt auf. In unserem Beitrag über den AI Act der EU finden Sie mehr zu diesem Thema.

Allerdings ist es auch für Laien zweifellos nachvollziehbar, dass weltweite Attacken wie das Szenario von 2017 einer militärisch durchgeführten Maßnahme gleichen. Sicherlich gibt es gegen so etwas keinen vollständigen Schutz Allerdings können entkoppelte und redundant eingerichtete Systeme, wie beispielsweise die digitale Trennung von Verwaltung und Produktion, Ihre Ressourcen schützen. Der Hackangriff von 2020, der die USA oder auch Deutschland erschütterte und sogar Nuklearanlagen in Mitleidenschaft gezogen hatte, muss nicht zum Standardszenario werden, wenn Betreiber von digitalen Systemen „safety first“ zu ihrer Maxime machen.

Wenn Sie die möglichen Risiken durch gezielte, sinnvolle Entscheidungen wirkungsvoll eingrenzen, sollte es machbar sein, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz erfolgreich, gewinnbringend und zum größtmöglichen Nutzen Ihrer Kunden einzusetzen. Dabei spielt es dann keine große Rolle, in welchem Bereich Sie tätig sind, denn diese technologischen Innovationen haben mittlerweile alle Lebensbereiche erfasst – von der intelligenten Funktion auf dem Mobilfunktelefon bis hin zum Algorithmus, der logistische Prozesse in Echtzeit optimiert und für maximale Kundenzufriedenheit sorgt.

Bildnachweis „Big Data“: Free Stock photos by Vecteezy
Bildnachweis Cyber Security: Bild von Pete Linforth auf Pixabay